„Marsch für das Leben“: Erstmals predigte landeskirchlicher Bischof
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Gegendemonstranten warfen Farbbomben
Veranstalter des Marsches ist der Bundesverband Lebensrecht, einem Zusammenschluss von 13 Organisationen. Nach seinen Angaben beteiligten sich an der überparteilichen und ökumenischen Kundgebung vor dem Berliner Hauptbahnhof 5.300 Personen. Im Vorjahr waren es 7.500 Teilnehmer. In diesem Jahr stand die Veranstaltung unter dem Motto „Menschenwürde ist unantastbar. Ja zu jedem Kind – Selektion und Abtreibung beenden“. Zur Teilnahme an Gegendemonstrationen hatten das Bündnis „What the fuck!“ (Was zum Teufel?) sowie das „Bündnis für sexuelle Selbstbestimmung“ aufgerufen. Zu diesem gehören unter anderen Bündnis 90/Die Grünen und „Die Linke“. Beide Bündnisse fordern, die Paragrafen 218 und 219 StGB zu streichen und damit ein Recht auf Abtreibung zu schaffen. 500 Polizisten schützten die Teilnehmer des „Marsches für das Leben“ vor den mehr als 1.000 Gegendemonstranten, von denen sich Einzelne unter die Teilnehmer mischten und die Veranstaltung mit Parolen störten. Einige warfen Farbbomben, eine davon brannte. Während des Schweigemarsches wurde ein älterer Mann tätlich angegriffen und zu Boden geworfen.
Bundesverband Lebensrecht: Mehr Informationen für das Leben mit Kind anbieten
Die Vorsitzende des Bundesverbandes Lebensrecht, Alexandra Maria Linder (Weuspert/Sauerland) und die Bundesvorsitzende der Christdemokraten für das Leben (CDL), Mechthild Löhr (Glashütten/Taunus), forderten, das Werbeverbot für Abtreibungen im Paragrafen 219a StGB beizubehalten. Man müsse mehr Informationen für das Leben mit Kindern anbieten, anstatt Werbung für deren Tötung im Mutterleib zuzulassen.
Johannes Singhammer: Deutschland braucht Werbung für das Leben
In einem verlesenen Grußwort kritisierte der ehemalige Vizepräsident des Bundestages, Johannes Singhammer (CSU), dass in einem so wohlhabenden Land wie Deutschland die finanzielle Notlage einer werdenden Mutter oder eines Paares nicht der Grund für eine Abtreibung sein dürfe. Er wandte sich gegen Forderungen, den Paragrafen §219a abzuschaffen. „Deutschland braucht keine Werbung für Abtreibungen, sondern Werbung für das Leben“, so Singhammer. Auch bei der Kostenübernahme für die Früherkennung des Downsyndroms bei ungeborenen Kindern durch die Krankenkassen werde ein gefährlicher Weg beschritten. Eine erhebliche Zahl an Testergebnissen sei falsch. Zudem würde an Menschen mit Downsyndrom das Signal ausgehen, sie hätten weniger Wert.
Zwei katholische Bischöfe unter den Teilnehmern
Die Veranstaltung erhielt breite Unterstützeng von der römisch-katholischen Kirche. Anwesend waren Erzbischof Heiner Koch, Weihbischof Matthias Heinrich (beide Berlin) und der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer. Grußworte übermittelte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx (München). Er erinnerte daran, dass die Tötung ungeborener Kinder keine „normale“ ärztliche Dienstleistung sei. Eine Abtreibung sei grundsätzlich mit „unserem Werte- und Rechtssystem“ nicht vereinbar. Weitere Grußworte zum Marsch schickten der Bischof von Limburg, Georg Bätzing, der Weihbischof im Erzbistum Köln, Dominikus Schwaderlapp, der Erzbischof von Freiburg, Stephan Burger, und der Bischof von Passau, Stefan Oster.
Geringe Unterstützung der Landeskirchen
Gering fiel die Unterstützung von den evangelischen Landeskirchen aus. Außer Abromeit war kein weiterer evangelischer Bischof vor Ort. Identisch lautende Grußworte schickten der Landesbischof der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, Frank Otfried July (Stuttgart), und der Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens, Carsten Rentzing (Dresden). Darin heißt es, die hohen Abtreibungszahlen forderten heraus, nach den Gründen zu fragen. Das Thema Lebensschutz müsse eines der ganzen Gesellschaft bleiben: „Halten wir aber Abstand zu jenen Bewegungen, die unser Engagement für das Leben ausnutzen oder benutzen wollen für ihre populistische Agenda.“ Ein Grußwort vom EKD-Ratsvorsitzenden, Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm (München), oder dem Rat der EKD gab es hingegen nicht. Das bestätigte die stellvertretende EKD-Pressesprecherin, Kerstin Kipp (Hannover), gegenüber der Evangelischen Nachrichtenagentur idea. Kritik am Marsch äußerte im Vorfeld der Veranstaltung der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO), Markus Dröge (Berlin), in der Boulevardzeitung B.Z.: „Diese Art von Demonstration hat bisher mehr polarisiert, als zu sachlichen Diskussionen anzuregen.“ Deshalb beteilige sich „die Evangelische Kirche“ nicht daran. Noch 2013 hatte Dröge selbst ein Grußwort geschrieben, sich 2014 aber öffentlich distanziert und seither von einer Teilnahme abgeraten.
Quelle: idea